Hufrehe Pferdefütterung

Hufrehe beim Pferd: Symptome erkennen, richtig behandeln

MIGOCKI Tierernährung
2022-06-03 10:00:00
Hufrehe beim Pferd: Symptome erkennen, richtig behandeln - Hufrehe beim Pferd: Infos zu Huflederhautentzündung

Hufrehe: Das Schreckgespenst in der Pferdehaltung

Hufrehe gilt als das Schreckgespenst in der Pferdehaltung. Warum? Hufrehe ist für das Tier äußerst schmerzhaft und kann zudem chronisch werden. Ist das eigene Pferd davon betroffen, kann es sowohl für das Tier als auch für den Halter sehr belastend werden. Deshalb ist es wichtig, sofort zu handeln: Symptome erkennen, Ursachen herausfinden und diese möglichst schnell beheben.

Was ist Hufrehe beim Pferd?

Hufrehe, englisch Laminitis, ist eine aseptische (diffuse) Entzündung der Huflederhaut. Die Entzündung entsteht also nicht durch Keime, sondern geht auf andere Ursachen zurück. Häufig tritt die Krankheit an den Lamellen, den sogenannten Hufbeinträgern innerhalb der vorderen Hufwand auf und kann sich von dort aus weiter nach hinten ausbreiten. Ist die Verbindung zwischen Hufbein und Hufkapsel geschädigt, kann das meist eine sichtbare Veränderung der Hufbeinposition (z. B. Hufbeinsenkung oder Hufbeinrotation) zur Folge haben.

Im Allgemeinen erfüllt der Hufbeinträger eine wichtige Tragefunktion und ist er sehr gut durchblutet. So reagiert er besonders empfindlich auf äußere Einflüsse, wie zum Beispiel auf Vergiftungen bei der Futteraufnahme (Giftpflanzen, Fruktane). Bei der Hufrehe sind anfangs meist nur die Vorderhufe betroffen, da hier der größte Teil des Gewichts lastet. Mit der Zeit können jedoch alle vier Hufe in Mitleidenschaft gezogen werden. Somit ist es besonders wichtig, die Ursachen der Hufrehe zu ermitteln.

Ursachen: Wie bekommt ein Pferd Hufrehe?

Eine Hufrehe kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören:

  • Zu stake Belastungen (Belastungshufrehe)
  • Mögliche Fütterungsfehler (Futterrehe und Wasserrehe)
  • Vergiftungen (Vergiftungsrehe)
  • Übergewicht
  • Verschiedene Erkrankungen als mögliche Mitauslöser (Borreliose, Cushing-Syndrom, Equines Metabolisches Syndrom: EMS)

Belastungshufrehe beim Pferd

Für eine gesunde Blutzirkulation ist ein regelmäßiges Be- und Entlasten der Hufe essenziell. Werden die Hufe häufig zu stark belastet, kann der Bluttransport gestört werden – die Folge: Die Huflederhaut kann sich entzünden. Eine zu starke Belastung kann entstehen, wenn das Pferd zu lange oder dauerhaft in der Box steht. Zudem kann ein längeres Schonen des Beins bei einer Lahmheit zu starken Fehlbelastungen führen. Das klingt etwas widersprüchlich: Das Bein wird geschont und dadurch zu sehr belastet? Ja, da sich das Gewicht des Tieres infolgedessen auf die anderen drei Beine verlagert. Vor allem für die Vorderbeine kann dies zu einer erhöhten Belastung führen.

Futterrehe und Wasserrehe beim Pferd

Häufiger als die Belastungsrehe tritt allerdings eine fütterungsbedingte Hufrehe, häufig durch inadäquate beziehungsweise falsche Fütterung, auf. Wie auch bei anderen Tieren ist das Futter, besonders dessen Zusammensetzung, Menge und Qualität, ein wichtiger Faktor für die Gesundheit des Pferdes. Eine richtige, bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Fütterung kann sich stets positiv auf die Vitalität des Pferdes auswirken, eine nicht bedarfsgerechte Fütterung hingegen kann das Auslösen von Krankheiten wie Hufrehe begünstigen.

Eine zu kohlenhydratreiche Pferdefütterung ist weitverbreitet und betrifft vor allem stärkehaltige Futtermittel wie auch den Fruktangehalt im Weidegras, welcher gerade im Frühjahr und Herbst erhöht ist. In Kombination mit ausgiebiger Zugabe von getreidehaltigem Kraftfutter, Karotten, Brot oder Obst kann dies zu einer Übersäuerung und Überbelastung der Darmflora führen. Die dabei freigesetzten Endotoxine können die Durchblutung der Hufe reduzieren, Huflederhautentzündungen hervorrufen und dadurch Auslöser einer eitrigen Hufrehe werden.

Weiter kann eine unkontrollierte, übermäßige Wasseraufnahme, z. B. nach langen Trinkpausen, eine Ursache für die schmerzhafte Erkrankung sein. Durch die Aufnahme von großen Mengen kalten Wassers kann die Darmflora in Mitleidenschaft gezogen werden. Die auch hier freigesetzten Endotoxine können wie bei der Futterhufrehe die Pferdeerkrankung bedingen.

Hufrehe beim Pferd durch Vergiftungen

Beim Pferd sind Vergiftungen leider keine Seltenheit. Am häufigsten entstehen diese durch die Aufnahme von Giftpflanzen. Giftige Pflanzen für Pferde sind unter anderem:

  • Eiben
  • Eicheln
  • Wicken
  • Robinie
  • Rizinus

Auch Herbizide, Fungizide, Pestizide, Schimmelpilze und Pilzsporen sind für die Huftiere toxisch. Eher seltene, aber mögliche Auslöser sind Impfungen oder Wurmkuren. Toxine, die im Organismus gebildet werden, stammen vornehmlich aus dem Darm oder werden bei Stuten nach einer Fehlgeburt aus der Gebärmutter resorbiert und können dann über die Blutlaufbahn in die Huflederhaut gelangen.

Hufrehe beim Pferd durch Übergewicht

Eine Gewichtszunahme, die zu Übergewicht führt, kann durch Überfütterung, mangelnde Bewegung oder durch Stoffwechselstörungen entstehen. Unabhängig von der Ursache ist Übergewicht jedoch ein Risikofaktor für Hufrehe. Einerseits wird der Hufapparat durch das zusätzliche Gewicht belastet, andererseits handelt es sich bei Fett nicht um reines Speichergewebe, da es Hormone produzieren sowie den Zucker- und Insulinstoffwechsel beeinflussen kann.

Hier unterscheidet sich das Pferd kaum vom Menschen. Übergewicht bei Pferden ist durchaus vermeidbar und vielfach auf Fütterungs- und Haltungsfehler zurückzuführen, weshalb auf ausreichend Bewegung geachtet und zu energiereiche Nahrungsaufnahme vermieden werden sollte.

Erkrankungen als Ursache von Hufrehe beim Pferd

In Folge von Infektionserkrankungen, Nachgeburtsverhaltung oder Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts kann eine endotoxische Rehe entstehen. Grund dafür ist das Absterben vieler Darmbakterien, wodurch Endotoxine freigesetzt werden, die in die Blutbahn gelangen können. Darüber hinaus kann die Hufrehe durch bestimmte Krankheiten ausgelöst werden. Dazu gehört beispielsweise die durch Zeckenbiss übertragene Borreliose, die als Begleiterscheinung eine Entzündung der Huflederhaut mit sich bringen kann.

Zudem tritt die Hufrehe häufig auch als Folge des Equine Cushing-Syndroms auf. Das Syndrom bezeichnet eine Hormonstörung, die aufgrund eines gutartigen Tumors ausgelöst werden kann und die meistens bei älteren Pferden zu finden ist. Dabei handelt es sich um eine Störung der Hormonabgabe (erhöhte Abgabe) in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) des Pferdes, wodurch das hormonelle Gleichgewicht ins Wanken gerät.

Infolgedessen können der Zuckerstoffwechsel, das Immunsystem und der Fellwechsel negativ beeinflusst werden. Als typische Erscheinungen können dann ein gelocktes Fell oder eine Stammfettsucht (Fettverteilung im Körperstamm mit Aussparung der Beine und des Halses) auftreten. Mit der Zeit kann zu viel Zucker im Blut die Blutgefäße verengen, was auch die äußerst feinen Blutgefäße der Hufe betrifft.

Eine weitere Krankheit, die Hufrehe zur Folge haben kann, ist das sogenannte Equines Metabolisches Syndrom (EMS) – auch Wohlstandkrankheit genannt. Bei EMS handelt es sich um eine Kohlenhydratstoffwechselstörung, wovon besonders leichtfuttrige Pferde betroffen sind. Leichtfuttrige Pferde können sehr große Futtermengen aufnehmen und verwerten, neigen jedoch stärker zu Übergewicht – noch dazu, wenn sie nicht ausreichend bewegt werden. Das Gegenteil sind schwerfuttrige Pferde, die nur mit Mühe genügend Futter aufnehmen können, denen es schwerfällt, ihren täglichen Energiebedarf zu decken und zu Untergewicht neigen. Pferde mit EMS sind häufig übergewichtig, trinken sehr viel und haben einen sehr angeregten Appetit. Nicht selten gehören diese zu den ranghöheren Tieren, die an der Futterraufe meist durchaus dominant auftreten können.

Symptome: Hufrehe beim Pferd erkennen

Hufrehe beim Pferd im Anfangsstadium

Im Anfangsstadium einer Hufrehe sind die Symptome häufig nur schwer zu erkennen. Ponys lassen sich in der Regel noch weniger anmerken als Großpferde. Bei einer leichten Entzündung kann das Pferd durch oftmaliges Anheben und Absetzen des betroffenen Hufes andeuten, dass es Schmerzen hat. Zudem kann es sich unkooperativ beim Hufe geben oder beim Hufschmied zeigen. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist der gebundene, klemmige Gang oder undeutliches Lahmen in Schritt und Trab. An der Zehenarterie ist eine leichte Pulsation zu spüren und die Hufe sind etwas wärmer.

Akute Hufrehe beim Pferd

Eine akute Hufrehe ist für das Pferd eine sehr schmerzhafte Angelegenheit, da es mit seinem Gewicht auf dem lädierten Huf stehen muss. Besonders auffällig sind dann ein klammer Gang und die Haltung, welche sich mit einem Sägebock vergleichen lässt. Eine sägebockartige Pferdehaltung beschreibt vorgestreckte Beine, einen hochgezogenen Bauch und einen zu einem Katzenbuckel gekrümmten Rücken. In besonders schweren Fällen liegt das Tier nur noch, weil es sich auf den entzündeten und schmerzhaften Hufen nicht mehr halten kann.

Wie bereits erwähnt betrifft die Hufrehe oft zunächst den vorderen Teil des Hufes. An den Digitalarterien, die seitlich am Fesselgelenk liegen, lässt sich deutliche Pulsation fühlen. In manchen Fällen sind die Gefäße so stark gespannt, dass sich dies mit bloßen Augen erkennen lässt. Das deutet auf einen Entzündungsprozess hin. Ein Pferd, mit starken Schmerzen bekommt einen schmerzhaften Wesensausdruck (Gesichtsausdruck) und kann dabei auch Koliksymptome zeigen.

Chronische Hufrehe beim Pferd

Das chronische Stadium der Hufrehe tritt bereits nach 48 bis 72 Stunden nach einem akuten Schub ein. In diesem Fall können Symptome auftreten, müssen aber nicht. Oftmals lahmen die Pferde, sind apathisch und haben kaum Appetit. Im Gegensatz zum Anfangsstadium sind die Hufe größtenteils kalt, da die Durchblutung abnimmt und die akute Entzündung zurückgegangen ist. In diesem Stadium werden auch die typischen Hufveränderungen, wie Hufbeinsenkung und Hufbeinrotation, sichtbar.

Symptome der Hufrehe beim Pferd im Überblick:

  • Widerwillen beim Hufe geben und Hufschmied
  • Pulsation an der Zehenaterie
  • Lahmheit
  • Sägebockartige Haltung
  • Klammer Gang
  • Pulsation an der Zehenaterie
  • Schmerzhafter Wesensausdruck
  • Koliksymptome
  • Apathisches Gemüt
  • Appetitlosigkeit
  • Kalter Huf

Vorgehensweise: Was kannst Du bei Anzeichen einer Hufrehe tun?

1. Tierarzt kontaktieren
Es ist wichtig zu wissen, dass eine akute Hufrehe immer ein ernst zu nehmender Notfall ist. Deshalb sollte der Pferdebesitzer sofort einen Tierarzt kontaktieren. Da das Pferd unter starken Schmerzen leidet, ist in nahezu jedem Fall eine Therapie mit Schmerzmitteln notwendig. Die Gabe von Schmerzmitteln kann das Pferd entlasten und seinen Schmerzzustand lindern. Unter anderem verordnet der Tierarzt meist blutverdünnende Medikamente wie Heparin oder Acetylsalicylsäure (ASS).

2. Sofortmaßnahmen ergreifen
Neben der medikamentösen Behandlung sollten die Hufe im akuten Zustand gekühlt werden. Hier eignen sich Kühlpads oder Eimer mit Eiswasser. Dazu kann das Pferd weich aufgestellt werden und sollte nach Möglichkeit nicht mehr bewegt werden. Auch das Entlasten und Hochstellen mit Verbänden, Hufkissen und Hufschuhen kann zu den Sofortmaßnahmen gezählt werden. Dadurch kann die Rotation des Hufbeins verhindert oder zumindest eingeschränkt werden.

3. Hufrehe behandeln
Meist röntgt der Tierarzt den Huf, um zu sehen, in welchem Ausmaß und Stadium sich die Erkrankung befindet. Zu den Therapiemöglichkeiten des Tierarztes kann zudem ein Aderlass gehören. Dieser kann die Toxine (Giftstoffe) anteilig ausschwemmen und so die Durchblutung im Huf verbessern. Eine leichte Hufrehe klingt nach der Behandlung meist nach einigen Tagen wieder vollständig ab.

Sollte die Hufrehe von schwererem Ausmaß sein, kann sie auch chronische Züge annehmen. Dies kann mit einem deformierten Huf enden. Dieser äußert sich in sichtbar divergierenden Hufringen oder einem sogenannten Schnabelhuf (nach innen gewölbte vordere Hufwand). Außerdem kann die weiße Linie deutlich verbreitert sein.

Als schlimmste Konsequenz droht ein Durchbruch des Hufbeins, was bedeutet, dass ein gesunder und aktiver Normalzustand nicht mehr hergestellt werden kann. Egal, ob eine leichte oder eine schwere Hufrehe vorliegt: Die Behandlung der Erkrankung gehört in sachkundige Hände.

In jedem Fall muss zur Behandlung auch die Ursache gefunden werden, damit sich der Zustand nicht weiter verschlechtert und künftige Rehschübe vermieden werden können. Eins ist sicher: Zu den wichtigsten Faktoren einer Hufrehe gehört die Haltung und Fütterung. Egal, welche Ursache die Rehe ausgelöst hat, im akuten Schub sollte nur Heu und anteilig Stroh gefüttert werden. Übergewichtige Pferde sollten zudem langfristig abnehmen.

Sofern mehr Bewegung allein nicht ausreicht, kann der Prozess durch eine Diät ergänzt werden. Damit das Pferd dennoch mit allen Nährstoffen versorgt wird und mehr Fett als Muskelmasse abnimmt, können Aminosäuren, die sich beispielsweise in der Bierhefe befinden sowie ein organisches, getreide- und melassefreies Mineralfutter in der richtigen Dosierung zum Einsatz kommen. Die Gabe von leicht verdaulichen, fruchtzuckerhaltigen Kohlenhydraten sollte jedoch vermieden werden, da dies zu Insulinspitzen im Blut führen und eine erneute Hufrehe auslösen kann.

In der Phase nach einer akuten Hufrehe können das Hufwachstum, der Stoffwechsel, die Entgiftung und die Keratinbildung über eine Hufkur angeregt werden. Auch Bierhefe als Nährmöglichkeit für die belastete Darmflora nach Medikamentengabe hat sich in der Praxis bewährt.

Zu beachten: Nach einer diätischen Fütterung sollte nicht wieder auf die gewohnte Fütterung umgestellt werden, sondern ein passender Futterplan erstellt werden. Dieser sollte zudem alle wichtigen Faktoren zur Vermeidung einer wiederkehrenden Hufrehe abdecken. Denn ein einmal betroffenes Pferd trägt ein höheres Risiko für eine erneute Hufrehe mit sich.

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Autor

andre migocki inhaberAndré Migocki – Inhaber MIGOCKI Tierernährung

„Für Dein Tier stets das Beste!“ Nach diesem Leitsatz und mit viel Leidenschaft führt André Migocki sein Unternehmen MIGOCKI Tierernährung seit dem Jahr 2006. Als qualifizierter Ernährungs- und Vitalstoffberater steht für ihn die Gesundheit von Tieren an erster Stelle. Bei seinem Lieblingsthema, der Tiergesundheit, hält es es ganz nach dem Motto: Dein Tier ist, was es frisst. Seine große Affinität für das Tierwohl hat er seinem Großvater, einem erfahrenen Tierarzt, zu verdanken. André Migockis ständiger Antrieb ist die Faszination und Überzeugung, mit Nährstoffen einen positiven Einfluss auf die Tiergesundheit nehmen zu können. Im ständigen Austausch mit Tierärzten und Therapeuten steckt er sein gesamtes Fachwissen in die MIGOCKI Produkte und deren Weiterentwicklung.